Es ist das größte Hafenfest der Welt: der Hamburger Hafengeburtstag. Das gigantische Volksfest zieht jährlich um die 1,5 Mio Besucher an die Hafenkante. In meinem kleinen Insider Guide erfahrt ihr, wieso es eigentlich bessere Termine gibt, nach Hamburg zu kommen – und warum man den Hafengeburtstag trotzdem nicht verpassen sollte.
Ein paar praktische Insidertipps:
Vor lauter Geburtstag den Hafen nicht aus den Augen verlieren
Fischbuden, Zuckerwatte, Riesenrad und Kinderbuggys: der Ausnahmezustand an der Elbe führt dazu, dass man den Hafen kaum noch als Hafen wahrnimmt. Es beginnt schon mit der Anreise. Die schönste, weil oberirdische U-Bahnstrecke der Stadt (U3) wird auch gern Sightseeinglinie genannt. Vom Baumwall bis Landungsbrücken hat man einen schönen, erhöhten Panoramablick auf den Hafen. Wäre da nicht die besondere Sicherheitsmaßnahme speziell zum Hafengeburtstag: der normalerweise freie Blick von den U-Bahnsteigen wird mit Sichtschutzblechen verbaut. Wären die Sichtstopper nicht montiert, würden die Bahnsteige, auf denen zum Hafengeburtstag im verstärkten Minutentakt Züge neue Besucher ausspucken, ratzfatz mit Fotografen überfüllt und das Chaos wäre vorprogrammiert.
Wer extra zum Hafengeburtstag fährt, um schöne Fotos zu machen, wird also etwas behindert. Als Alternative zum Bahnsteig bietet sich immerhin der Stintfang Hügel direkt oberhalb der Landungsbrückenstation als alternativer Fotospot an.
Nicht nur an den Landungsbrücken
abhängen
Wer wirklich nah an die Schiffe - und statt Karussels und Imbissbuden einen Blick auf den Hafen riskieren will, muss sich durch Tausende Besucher in die erste Reihe zwängen, oder aber mit einer Unzahl von Hinterköpfen im Panorama Vorlieb nehmen. Doch der Hafen ist zum Glück mehr als die Landungsbrücken. Ein kleiner Spaziergang durch den Alten Elbtunnel führt uns zum Beispiel auf die gegenüberliegende Elbseite nach Steinwerder, wo man etwas weniger Trubel, aber den noch besseren Blick (mit Hamburgpanorama inkl. Michel!) genießen kann. Die kleine Sandfläche vor den Musicals wird dieses Jahr aus Sicherheitsgründen jedoch komplett gesperrt.
Bildnachweis: www.mediaserver.hamburg.de / Christian Spahrbier
Ein paar hundert Meter weiter Richtung Fischmarkt entspannt sich die Lage auch schon zusehends. Hier kann man nicht nur ebenso gut Schiffe gucken, sondern auf Höhe der Hafenstraße und Park Fiction beim Alternativen Hafengeburtstag mitmischen. Statt Pop und Schlager kommt hier Electro aus den Boxen und die Massenveranstaltung Hafengeburtstag verwandelt sich in ein subkulturelles Open Air. Vor der bunten, ehemals besetzten Häuserzeile lässt man sich also auch vom Hafengeburtstag nicht aus der Fassung bringen und macht Rave nach Vorschrift.
Den Hafen auch mal links liegen lassen
Im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten ist Hamburg herrlich untouristisch. Klar haben wir auch ein HardRock Café und ein paar Souvenirshops, aber man hat als Besucher in der Regel kein Problem, ein authentisches Stadtleben der Hamburger vorzufinden.
Doch gerade zum größten Fest der Stadt überlassen die meisten Hamburger den Besuchern das Feld. Wir haben den Hafen praktisch 365 Tage vor der Tür. Schiffe gucken können wir theoretisch jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit oder beim Sonntagsspaziergang an der Elbe. Statt sich unter 1,5 Mio Menschen zu mischen, genießen viele Hamburger dann lieber die Ruhe abseits des Trubels – idyllisch im Viertel oder in einem der vielen Parks und Cafés.
Wenn sich alle Aufmerksamkeit auf den Hafen zieht, hat man umso mehr Platz im Rest der Stadt. Und als Besucher gute Chancen, ein paar besonders entspannten Hamburgern zu begegnen. Zum Beispiel auf meiner Insider Stadtführung, die auch zum Hafengeburtstag stattfindet.
Den ganzen Trubel erst gar nicht so ernst nehmen
Dass der Hafen heute unter den Top 3 Häfen Europas mitmischt, verdanken wir im Grunde genommen nämlich einem historischen Schwindel. Kaiser Barbarossa hat der Stadt am 7. Mai 1189 in einem Freibrief das Recht für den Handel auf der Elbe zugesprochen. Doch 70 Jahre später war dieser Brief verschollen und Stade rief das Stapelrecht aus. Dies hatte zur Folge, dass alle Schiffe erst einmal in Stade halten mussten und erst nach Hamburg weiterfahren durften, nachdem sie für ihre Waren keine weiteren Abnehmer mehr gefunden haben.
Bevor der Handel in Hamburg vollkommen zusammenbricht, haben die Stadtväter mit großem Aufwand und Budget (nach heutigem Wert 1,5 Mio EUR) kurzum eine „Kopie“ des kaiserlichen Freibriefs angefertigt. Mit Brief und (geklautem) Siegel sind sie mit den älteren Handelsrechten vor Gericht durchgekommen und Stade musste klein beigeben. Der Schwindel ist Historikern erst 700 Jahre später aufgefallen. Doch da war die Geschichte schon gelaufen.
Das Datum auf den sich der Hafengeburtstag bezieht, ist also eigentlich nicht handfest belegt. Das hält die Hamburger dennoch nicht davon ab, kräftig zu feiern. Wenn auch mit einem kleinen Zwinkern im Auge. Und das zu beobachten ist dann doch schon eine Reise an die Hafenkante wert.
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