Moderne Architektur in Hamburg

Das Zentrum für moderne Architektur: die HafenCity
Das Zentrum für moderne Architektur: die HafenCity

Hamburg hat viele Gesichter. Zugegeben gefällt mir meist das charmante Altbaugesicht besser als die moderne, geliftete Variante aus Stahl und Glas. Aber viele Architekten, die durch Hamburg toben, hinterlassen außergewöhnliche Spuren, die sich wirklich sehen lassen können.

Reden wir also nicht immer nur über die Elbphilharmonie, sondern schauen uns an, was Hamburg in punkto moderner Architektur noch zu bieten hat.

Innovationscampus Hamburg (HKIC)

Adolphsplatz 1, Altstadt

Der Innovationscampus der Hamburger Handelskammer

Zugegeben, hinterm Rathaus am Adolphsplatz war lange nicht viel los, es sei denn man musste zur Bank und Geld abheben. Seit dem Umbau zum Business Improvement District Nikolaiquartier ändert sich das allerdings rasant. Der Mönkedamm war eine kleine Straße mit dem Charme eines Hinterhofs, in dem der Reihe nach Reisebusse ihre Passagiere in die Stadt entlassen haben. An genau diese unscheinbare Straßenendung wurde 2014 der Innovationscampus gesetzt.

Innovativ finde ich, überhaupt auf die Idee zu kommen, dort ein Gebäude bauen zu können. Denn genau untendrunter bricht die U3 aus dem Untergrund Richtung Sonne und Rödingsmarkt auf. In Architektensprech wurde ein "Elastomer-Auflager zur Schallentkoppelung vom U-Bahn-Betrieb" eingesetzt. Heißt man sitzt im Seminar- und Konferenzraum und kriegt von dem Getöse alle 5 Minuten gar nichts mit. Einen Keller werden sie im Innovationscampus, der sowohl von der Handelskammer als auch der Hamburg School of Business Administration gemeinsam genutzt wird, aber wohl kaum haben. Dafür eine spannende Fassade aus Glasblöcken, die bei Nacht beleuchtet werden und den schlanken Lückenfüller ziemlich cool dastehen lassen.

 

Weltquartier Wilhelmsburg

Veringstraße Ecke Neuhöfer Straße, Wilhelmsburg

Backstein skulptural geformt

Das Reiherstiegviertel in Wilhelmsburg war eine typische Arbeitersiedlung aus den 1930er Jahren, ursprünglich erbaut für Werftarbeiter. Von 2012 bis 2014 wurde das gesamte Areal zur IBA um- und ausgebaut.

Charakteristisch für Wilhelmsburg ist der Rotklinker und das multikulturelle Miteinander. Beides wurde, trotz drohender Gentrifizierung und Modernisierung, erfolgreich beibehalten. Mehr als 2000 Menschen aus 30 Nationen wohnen in dem Straßenzug zwischen Weimarer Straße und Veringstraße, weshalb man dieses Wohngebiet nach der Revitalisierung nun auch Weltquartier nennt.

Das Besondere an dem Projekt ist, dass die Bewohner intensiv in die Planungen einbezogen wurden. Studenten mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen haben die Bewohner über die Modernisierungpläne informiert und eine interkulturelle Planungswerkstatt eröffnet. Die Wünsche nach mehr Platz und moderneren Grundrissen und Gartenflächen zur freien Benutzung sind in die Planung eingeflossen.

Besonders gut gefällt mir, dass die Rotklinkerstrukur der Altbauten in den Neubauten modern interpretiert wurde. Wenn man so will ist das Weltquartier nicht nur energetisch auf der Höhe (Passivhausstandard), sondern auch das Rotklinker-Flagschiff von Hamburg.

Apropos Energie: direkt nebenan steht der Energiebunker, Wilhelmsburgs ehemaliger Flakbunker, auf dessen Plattform man nicht nur einen tollen Blick auf das Viertel und ganz Hamburg hat, sondern auch noch das vju-Café, das sich bestens für eine Kaffeepause eignet.

 

Cinnamon Tower

Osakaallee/Überseequartier, HafenCity

Edle Zimtstange: der Cinnamon Tower im Überseequartier

Rund 43.000 Millionäre leben in Hamburg. Damit die standesgemäß wohnen können, hat man wohl den Cinnamon Tower in die HafenCity gebaut. 

Der Cinnamon (dt. Zimt) steht auf dem Überseeboulevard neben dem Java-, Arabica- und Ceylon-Gebäude in guter Gesellschaft. Während die eben genannten Gebäude Mietwohnungen mit Rekordpreisen von bis zu 25 EUR pro Quadratmeter beherbergen, kann man im Cinnamon darüber nur milde lächeln (und seinen Blick 360° Grad über Hamburg schweifen lassen). Denn obwohl der Tower mit knapp 70 Metern das größte Apartmentgebäude der mittleren HafenCity ist, gibt es hier auf 14 Etagen nur 10 Wohnungen. Der durchschnittliche Quadramterpreis liegt bei 9.500 Euro und das kleinste Luxusapartment fängt bei 130 Quadratmetern an. Einstiegspreis also etwa 1,2 Millionen Euro. Trotzdem war der Tower schon zum Richtfest zu 75% verkauft.

Wer wohnt denn da? Angeblich hat sich Helene Fischer dort eine Übernachtungsmöglichkeit gegönnt. Aber bestätigt ist nichts.

Auch wenn der Cinnamon Tower so gar nichts mit hanseatischem Understatement zu tun hat, gefällt er mir. In Kontrast zum alten Hafenamt bildet er eine interessante Landmarke am Magdeburger Hafen und könnte in seiner Art schon fast in Manhattan stehen.

 

U4 Haltestelle HafenCity Uni

U4 HafenCity Universität, HafenCity

Prämiertes Lichtdesign im U-Bahn Schacht

Architektur-Highlights spielen sich nicht immer nur oberirdisch ab. Ein gutes Beispiel dafür, dass es auch im Untergrund etwas zu sehen gibt, präsentiert die Haltestelle U4 HafenCity Universität. 

Während die meisten Stationen in Hamburg eher Wohnzimmeratmosphäre versprühen, wegen der niedrigen Decken (U3 Sternschanze beispielsweise), wirkt die Haltestelle der HafenCity Universität mit 10m Deckenhöhe schon fast wie ein Konzertsaal.

Da passt es irgendwie, dass an Wochenenden und Feiertagen zu jeder vollen Stunde klassische Musik abgespielt wird und die Leuchtcontainer unter der Decke eine Lichtshow bieten.

 

 

Wenn 260 LEDs die Farbe wechseln und von den metallvertäfelten Wänden und Decken reflektiert werden, macht das schon etwas her. Das gefällt nicht nur mir, sondern auch der "International Association of Lightning Designers", die die Station 2013 mit dem "Radiance Award for Excellence in Lighting Design"ausgezeichnet haben. Na dann mal hin! Vom Jungfernstieg sind es auch nur 5 Minuten Fahrt.

 

Baakenhafenbrücke

Baakenhafenbrücke, HafenCity

Eine breite Brücke mit Autofahrspuren und Fußgängerwegen überspannt ein Hafenbecken
Die Baakenhafenbrücke überspannt das größte Hafenbecken der HafenCity

Jeder, der einen Reiseführer über Hamburg gelesen hat, weiß, dass wir in der Stadt über 2500 Brücken haben (und damit mehr als London und Venedig zusammen).

Die Baakenhafenbrücke ist auf den ersten Blick erstmal eine gewöhnliche, weitere Brücke. Ihre Konstruktion fällt dennoch auf: sie ist wuchtig und massiv, aber trotzdem schwungvoll. Wie ein tiefergelegter Sportwagen kommt sie daher. Und in der Tat verfügt sie über ein 30m langes Mittelstück, das bei Bedarf durch Tidekraft hochgedrückt werden kann, sollte mal ein Schiff mit Mast durchs Hafenbecken fahren müssen.

Das Baakenhafenbecken ist das größte der HafenCity und entsprechend bietet sich von der Brücke ein schönes Panorama auf die Elbe, die Marco Polo Terrassen und die neue HafenCity Universität, wo Stadtplaner und Architekten der Zukunft ausgebildet werden. Damit man als Fußgänger und Radfahrer diesen Ausblick auch genießen kann, wurde der Passantenbereich der Brücke vom Autoverkehr klar getrennt und mit Stufen und integrierten Sitzbänken zum Verweilen angelegt.

Zu guter Letzt ist diese Brücke wortwörtlich ein Brückenschlag. Denn auf der anderen Seite entsteht in den nächsten Jahren das Baakenhafenquartier, von der Presse auch gerne "das soziale Gewissen der HafenCity" genannt. Hier entsteht ein Dorfplatz, öffentliche Nahversorgung und sozialer Wohnraum, der die HafenCity nachhaltig beleben soll. Es tut sich was und diese Brücke ist ein Teil davon.

 

Ökumenisches Forum HafenCity

Shanghaiallee 12, HafenCity

Die Formsprache der HafenCity übersetzt in einen Sakralbau

In der HafenCity steht ein Kirchenbau der ganz besonderen Art: das ökumenische Forum HafenCity. Eine Gemeinschaft aus 19 christlichen Kirchen Hamburgs, die sich zusammengetan haben, um die Menschen an die Gegenwart Gottes zu erinnern.

Das Ökumenische Forum beinhaltet eine Kapelle, ein Stadtkloster und Wohnhaus. Wer die Shanghaiallee allerdings nach einem Kirchturm absuchen will, wird keinen finden. Die konkav geschwungene Backsteinfassade mit dezent gemauertem Kreuz weist den Weg. Und auch ohne Glockenturm muss man auf eine Glocke nicht verzichten. In Anlehnung an die Seilzüge der Speicherstadt ragt eine bronzene Glocke hoch oben aus der Fassade. Bemerkenswert, wie sich Form und Funktion in die Umgebung einfügen. Der Backstein setzt sich auch im Inneren fort und formt einen organisch anmutenden Gebetsraum.

Es muss also nicht immer der Michel sein.

 

 
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